Das Höchste ohne Gipfelkreuz

Wanderung am 16.08.2018 von der Ehrwalder Alm über Knorrhütte zur Zugspitze
Über das Gatterl zur Knorrhütte

Unsere Planung hat geklappt. Den Feiertag nutzten wir für ein verlängertes Wochenende und der Donnerstag sollte das beste Wanderwetter für die Zugspitze bieten. Nach längeren Überlegungen beschlossen wir trotz Gatterl-Ticket nicht den Bus zu nehmen. Die Fahrt von der Zugspitzbahn zur Ehrwalder Almbahn dauert fast eine Stunde. Also deponierten wir in aller Frühe unsere Räder bei der Zugspitzbahn. Nach dem gestrigen Tag hieß es noch früher aufstehen. Kurz vor acht waren wir an der Zugspitzbahn und dann ging es zur Ehrwalder Almbahn. Wir wollten die erste Gondel um 8:30 Uhr nehmen, neben uns auch noch 100 andere Wanderer. Wir fuhren mit zwei Engländer mit Hund und einem Vater mit Sohn hoch. Der Hund war erst sieben Monate alt und fuhr das erste Mal,Gondel. Ganz geheuer war es nicht. Wir hoffen, er hat seine erste Wanderung auch gut überstanden. Der Vater mit Sohn wollte auch zur Zugspitze wie wir. Wir sahen beide noch öfters. An der Ehrwalder Alm reihten wir uns in die Karawane ein. Ist ja nicht so unser Ding, aber für die Zugspitze nicht zu vermeiden, auch die schweren Zugänge sind nicht einsamer. Aber mit der Zeit verteilten sich die Wanderer. Wir liefen unser Tempo und wunderten uns über die Zeitangaben, vier Stunden zur Knorrhütte und dann bloß noch zwei zum Gipfel.
Wir hatten ein bißchen Zeitdruck, denn die letzte Bahn nach Ehrwald fährt um 16:40 Uhr. Wir überlegten uns schon ein paar Alternativen. Aber zeitlich sollte alles klappen. Bis zum ersten Gipfel Am Brand ging es nur bergauf, aber meistens gleichmäßig. Bei der Hochfeldernalm wurden wir kritisch von den Kühen beäugt, diese Menschen. Auch drei Schweine liefen noch rum. Wir wurden durchgelassen, auch gab es noch eine Breitenmessung, beim Durchgang durch das Weidegatter. Die Rucksäcke hatten leichte Überbreite, wir nicht. Am Brand machten wir die erste Pause und schauten uns den weiteren Weg an. Jetzt ging es mehr bergab bis zum Gatterl. Auch die Kletterstelle war nicht besonders schwierig. Und nach der letzten Kurve hatten wir den Blick aufs Gatterl und das Zugspitzplatt. Auch konnten wir das Reintal begutachten. Ganz typisch quietschte das Gatterl, hier machte auch jeder natürlich ein Foto. Nur deshalb geht es hier rauf. Der weitere Weg zur Knorrhütte war eingermaßen eben und technisch nicht sehr schwierig.

Durch das Zugspitzplatt

Da das Wetter immer noch sich an die Vorhersage hielt, glänzte das Platt in voller Schönheit. Auch konnten wir an einigen Stellen noch die Schleifspuren des Eises sehen. Nur vom Gletscher war nichts zu sehen. Erst beim Sonnalpin sahen wir den kläglich Rest. Bei der Knorrhütte wurde es langsam warm, besonders da auch alle Plätze in der Sonne lagen. Es gab zwei Bereiche mit und ohne Bedienung. Die Bestellung musste aber immer beim Kellner abgegeben werden. Also keine Abkühlung, dafür aber den Ausblick auf den weiteren Weg durch das Schuttkar. Die Wanderer aus dem Reintal kannten es schon von Ihrem Weg. Wir trafen hier auch den Vater mit Sohn wieder, alles noch bester Laune. Überhaupt sahen wir sehr viele Wanderer mehrmals, mal vor uns und mal hinter uns. Am meisten nervten die Trailrunner, welche ohne Rücksicht auf Verluste und rollende Steine uns überholten oder entgegenkamen. Nach einer kurzen Stärkung ging es weiter. Inzwischen hatte sich die Zeitangabe für den Gipfel auf drei Stunden verlängert. Der Anfang war am steilsten danach ging es sehr gleichmäßig weiter. Monoton, aber gut markiert. Rechts von uns der Jubiläumsgrat. Dann sahen wir unser heutiges Tagesziel, auch den Weg durch das Schuttkar vom Sonnalpin. Hier habe ich in den Karten sehr widersprüchliche Infos gefunden, wo kommen wir an und wie geht es weiter. Unser Weg kam ca. 200 Meter über Sonnalpin an, laut Wegweiser 7 Minuten. Binchen beschloß sich das Schuttkar nicht anzutun und bog zum Sonnalpin ab, um mit der Bahn hochzufahren.

Über Kar und Steig zum Gipfel

Ich wollte es versuchen. Ich versuchten von unten, mir schon den idealen Weg zu merken. Ein Teil der Karawane versuchte es über den steilen Kar, ich wollte die Zickzack-Variante probieren. War definitiv die bessere Entscheidung. Von weiten sah es schon wie eine Schlange aus. Ich hatte Glück vor mir waren kaum Wanderer, als ich mich das erste Mal umdrehte, waren sehr viele hintermir. Die meisten folgten meiner Zickzack-Route. Diese war sicherer und schneller. Zwischendurch lagen auch zwei Wegweiser und wiesen in meine Richtung, Spuren waren noch erkennbar. Durch die Steilheit des Kars überlegte ich mir einen Abbruch, aber runter durch das Kar wollte ich auch nicht. Binchen genoss währenddessen beim Sonnalpin das schöne Wetter und stellte sich in die Schlange zur Gipfelfahrt an. Von der Gondel sah sie mich am Steig. Der Steig selbst ist ziemlich gut gesichert, ausgesetzt, aber machbar. Trotzdem überfordert es einige. Aber es gibt auch Familien, welche mit fünfjährigen hier runtergingen. Hoffe, dass alle gut angekommen sind. Hundert Mezer unterm Gipfel kamen die Klettersteiger von der Wiener Neustädter, definitiv noch anspruchsvoller, wie wir es bei der Gondelfahrt sahen. Ab hier dachte ich mir, keinen Schritt weiter. Durch die Hitze war ich so fertig, aber umkehren war keine Alternative. Außerdem brauchte ich unbedingt ein WC.
Also weiter. Ich überholte unsere Jung-Männer-Gruppe, welche wir öfters sahen und mit GoPro rumliefen. Oben kamen mir auch due ersten Besucher entgegen, welche den Steig testen wollten. Inzwischen wurde es durch die aufziehenden Wolken frischer, neu ausstaffiert begab ich mich auf die Suche von Binchen und zum Gipfel. Der Kampf durch die Massen am Münchner Haus ist anstrengender als die ganze Wanderung. Dann fand ich den Einstieg zum goldenen Gipfelkreuz, neben mir noch hundert Andere. Und auch Binchen fand ich hier, bei den Massen verzichteten wir auf den kurzen Klettersteig zum Kreuz. Der Vater mit seinem Sohn wollte es trotzdem testen. Wir beschlossen, den Gipfel in einer eigenen Fahrt mitzunehmen. Also Aufstieg zur Zugspitze ohne Vollendung. Aber kein Problem. Also gingen wir zur Bahn und fuhren mit der nächsten runter. Am Mittelbahn gab es eine kurze Pause, da Last von der Hütte hinzukam, sahen wir aber erst beim Aussteigen. Hier in Ehrwald war es noch heißer. Jetzt nur noch mit dem Rad zum Auto, 300 m rasant runter und dann noch 100 m hoch mit steiler Rampe. Die Abfahrt war noch gut, auch fanden wir die Abkürzung durch Ehrwald. Der gleichmäßige Anstieg ging noch, aber bei der Rampe zum Parkplatz streikten wir, bzw, unsere Muskeln und wir schoben das letzte Stück. Heute abend gab es nur noch eins, faulenzen auf unserer Liege im Schatten, Sonne hatten wir auch genug.